Der Wald – stark und mächtig, zerbrechlich und sensibel


Der Wald als Lebensraum

Der Wald ist Lebensraum für Bäume, Sträucher, Flechten, Pilze, er beherbergt eine Tierwelt, die kaum woanders vielfältiger ist, und nicht zuletzt ist er auch für den Menschen ein beliebtes Refugium für Entspannung und Erholung, für Ruhe und Erlebnis. 

Das Ökosystem Wald ist stark und mächtig, gleichzeitig aber auch verletzlich und sensibel. Deshalb müssen wir alle verantwortungsvoll mit ihm umgehen. 

Der Wald in Deutschland

Deutschland ist eines der waldreichsten Länder der Europäischen Union. Mit 11,4 Millionen Hektar sind rund 32 Prozent der deutschen Gesamtfläche mit Wald bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche um 50.000 ha (0,4 Prozent) zugenommen. (Quelle: BWI)

Die häufigsten Baumarten im deutschen Wald sind Fichte, Kiefer, Buche und Eiche, sie bilden zusammen etwa 73 Prozent des Bestandes. Etwa die Hälfte des Waldes ist in Privatbesitz. 

Das Bundeswaldgesetz hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, den Wald zu bewahren. Zusammen mit den Waldgesetzen der Länder regelt es seit 1975 den Umgang mit dem Wald. Die Zahlen der Bundeswaldinventur belegen, dass diese Gesetze den Wald wirksam vor unsachgerechter Behandlung, Übernutzung, Raubbau und Flächenverlust bewahren.

Auf ca. 450.000 Hektar ist die Holznutzung nicht erlaubt oder nicht zu erwarten:


So wertvoll ist unser Wald

Neben der Bereitstellung, von Lebens- und Erholungsraum und der Lieferung des Rohstoffes Holz erfüllt der Wald weitere wichtige Funktionen.

Wasserschutz

Eine besonders wichtige Funktion erfüllt der Wald durch seine Fähigkeit, Wasser zu reinigen und zu speichern. Niederschläge sickern fast vollständig in den Boden ein, wobei von diesem eine starke mechanische wie teils auch biologische Filterwirkung ausgeht. Dabei kann der Waldboden große Wassermengen aufnehmen und schützt dadurch z. B. nach Dauerregen vor Überschwemmungen und Hochwasser. Aus dem gespeicherten Wasser werden auch Flüsse und Bäche sowie Quellen und Grundwasser gespeist.

Bodenschutz

Durch die hohe Wasserhaltefähigkeit des Waldbodens bewahrt der Wald die Landschaft vor Bodenabtrag, wie er durch abfließendes Oberflächenwasser entsteht. Das weit verzweigte Wurzelnetz der Bäume gibt dem Boden Halt und mindert die Gefahr von Bodenrutschungen.

Klimaschutz in der Nachbarschaft 

Durch die geringere Sonneneinstrahlung und die höhere Luftfeuchte ist die Lufttemperatur im Wald im Sommer niedriger als außerhalb. Es können Unterschiede von 3° bis 6°C gegenüber dem Freiland und 4° bis 8°C gegenüber von Städten auftreten. Große zusammenhängende Waldflächen in der Nähe von Städten beeinflussen deren Klima positiv. Die Temperaturunterschiede bewirken einen ständigen Luftaustausch, daneben werden Staub, Ruß und gasförmige Verunreinigungen teilweise aus der Luft herausgefiltert.

Immissionsschutz

Der Wald filtert Stäube und Gase aus der Luft. Ein Hektar Fichtenwald zum Beispiel kann rund 420 kg Schmutzpartikel aus der Luft filtern. Unsere Wälder filtern pro Hektar jährlich bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre.

Sauerstoffproduktion

Bei der Fotosynthese produzieren Bäume Sauerstoff. Gewissermaßen „atmen“ sie Kohlendioxid ein und Sauerstoff aus. Die Sauerstoffproduktion eines Baumes hängt von vielen Faktoren ab: Alter, Klima, Länge der Vegetationszeit etc. Eine 20 Meter hohe Fichte zum Beispiel gibt pro Tag etwa 20.000 Liter Sauerstoff ab. Das entspricht dem durchschnittlichen täglichen Sauerstoffbedarf von 35 Menschen.

Für den Aufbau einer Tonne Holz sind rund 1.850 kg Kohlendioxid und 1.100 kg Wasser nötig. Neben der Tonne Holz entstehen dabei rund 540 kg sauberes Wasser und 1.400 kg Sauerstoff. [Quelle: Bayerischen Landesforstverwaltung]

Der Wald als Kohlenstoffsenke

Der Wald hat eine ganz besondere Bedeutung für den Klimaschutz. Er liefert nachwachsenden Rohstoffe und zudem bindet er Kohlendioxid. Derzeit sind in lebenden Bäumen und in Totholz etwa 1.169 Mio. Tonnen Kohlenstoff gebunden. Er ist damit eine natürliche „Kohlenstoffsenke“ und trägt dazu bei, den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu vermindern. Im deutschen Wald wird unsere Atmosphäre pro Jahr um rund 52 Mio. Tonnen Kohlendioxid entlastet.


Der Wald und seine Wirkung auf uns

Waldmedizin

In Japan ist das Waldbaden, Shinrin-Yoku, eine anerkannte Stress-Management-Methode. Seit 2012 existiert an den japanischen Universitäten das Fach „Forest Medicine“ – Waldmedizin.

Unbestritten ist heute, dass Waldspaziergänge zur Entspannung beitragen. Britische Forscher fanden heraus, dass der Effekt bereits nach fünf Minuten an der frischen Waldluft einsetzt. Zudem steigern der Studie zufolge Waldspaziergänge das Selbstwertgefühl, heben die Stimmung und bauen Stress ab.

Die Wissenschaftler der Nippon Medical School in Tokio fanden sogar heraus, dass das Gehen im Wald wohl auch Krebs-Killerzellen aktiviert. Der Mediziner Qing Li zeigte in einer anderen Studie, dass in  Waldgebieten deutlich weniger Menschen an einer Krebserkrankung sterben als in unbewaldeten Gebieten. Die Forscher vermuten, dass unter anderem Substanzen, mit denen sich Pflanzen vor Krankheitserregern schützen, eine Rolle spielen könnten. Waldspaziergänger atmen diese sogenannten Phytonzyden ein, die möglicherweise einen stärkenden Effekt auf das menschliche Immunsystem bewirken. Auch wenn über die Gründe der gesundheitsfördernden Kraft des Waldes viel spekuliert wird. Fakt ist, dass Sauerstoff, Ruhe und ätherische Duftstoffe unserem Körper und Geist guttun. Hinzu kommt, dass die Konzentration von Staubteilchen im Wald nur einen Bruchteil von der in Städten beträgt.

Was wir wissen:

  • ƒDer Wald dämmt und filtert. Etwa 100 Meter vom Waldrand ist der Lärm nur noch halb so hoch wie außerhalb. Die Luft im Wald ist so staubarm wie am Meer oder in hohen Berglagen.
  • ƒGrün wirkt beruhigend. In der medizinischen Farbtherapie gilt Grün als Farbe, die den Herzrhythmus ausbalanciert, die Kräfte sammeln lässt und regeneriert.
  • Die Baumkronen bewirken durch ihr Blätterdach und durch Verdunstung eine angenehme Kühle, höhere Luftfeuchtigkeit, weniger Wind und geringere Lichtintensität.
  • ƒDer elastische Waldboden entlastet Gelenke und Wirbelsäule.
  • ƒDie Empfindungen im Wald wirken auf Teile des vegetativen Nervensystems, wodurch zum Beispiel verschiedene Stresshormone abgesenkt werden.
  • ƒÄtherische Öle und Terpene von Nadelbäumen wirken erfrischend und teils desinfizierend, sie können beruhigende Wirkung auf die Bronchien haben.

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